Das Gelübde

Eine haarige Sache.

Bevor wir in Anfang Mai in Richtung Nordkap aufbrachen, habe ich gegenüber Wendelin ein Gelübde abgelegt: den Bart nicht zu schneiden, bevor wir das Nordkap erreicht haben. Als ich heute Morgen vor dem Spiegel stehe und meinen Bart kämme, muss ich wieder daran denken. Denn eigentlich ist das Gelübde erfüllt, am Nordkap waren wir ja (was passiert wäre, wenn wir die Tour vorher abgebrochen hätten, daran denke ich lieber nicht). Eigentlich könnte ich den Bart jetzt wieder wegrasieren. Manches wäre einfacher ohne ihn, besonders das Zähneputzen und das Essen. Zum Beispiel Waffeln. Dick bestrichen mit Erdbeerkonfitüre und Schlagrahm. Ich reisse den Mund auf wie ein Scheunendrescher, und am Schluss klebt doch wieder alles im Bart. Und natürlich habe ich wieder vergessen, eine Serviette mitzunehmen. Irgendwer hat vor kurzem mir gegenüber behauptet, in einem Männerbart hätte es mehr Bakterien als in einem Hundefell. Daran besteht nicht der geringste Zweifel.
Und doch, irgendwie habe ich mich an das haarige Etwas in meinem Gesicht gewöhnt. Ausserdem brauche ich es noch, um die andern zu Hause zu erschrecken. Vorerst bleibt er also noch dran.

Unsere weiteren Pläne sind konkreter geworden. Michi und Fabian sind in Umeå in Nordschweden gelandet. Wenn das Wetter nicht dazwischenfunkt, können sie übermorgen am Donnerstag in Tromsø sein. Wir beide werden morgen mit dem Bus nach Tromsø fahren, um sie dort zu treffen. Und dann geht es, so Gott will, mit dem Flugzeug weiter.