Der Countdown läuft

Das Packen ist in vollem Gange.

Ich sitze in der Stube im alten Ferienhaus am Hirschberg. Der Countdown hat begonnen - übermorgen in einer Woche setzen wir uns auf unsere Sättel und starten ins unser Abenteuer. Falls nichts dazwischen kommt. Immer noch kann ich nicht recht glauben, dass das alles jetzt schon bald Realität werden soll. Doch es sieht ganz danach aus: die meiste Ausrüstung ist schon gepackt, bis auf die grüne Liste. Ich nenne sie so, weil ich alle fehlenden Gegenstände auf einer grünen Karteikarte zusammengeschrieben habe. In der Arbeit ist fast alles organisiert, meine Stellvertretungen sind bestimmt und instruiert.
Draussen heult der Föhnsturm. Das hundertjährige Haus knarrt und ächzt bei jeder Böe. Bei einem Sturm dieser Stärke kann das Zelten ganz schön ungemütlich werden…
Trotz allem gibt es noch viel zu tun: Routen auf das GPS laden, eine Absprache mit dem Hausarzt, Zahlungen, Zahnarzt, Probepacken… ob alles im Anhänger Platz finden wird ist immer noch unklar.
Vor genau einer Woche hatten wir hier noch Schnee und dichten Nebel. Der Winter bäumte sich ein letztes Mal auf und während etwas mehr als einer Woche hatten wir richtig ungemütliches Wetter. Hier auf dem Hirschberg kann man sich gut vorstellen was das heisst, so einem Wetter voll ausgesetzt zu sein: die feuchte Kälte dringt durch die Ritzen und der einzige richtig gemütliche Ort ist die Bank vor dem Kachelofen. Den gibt es im Zelt aber nicht. Jedes mal wenn ich aus dem Fenster sah wurde das Gefühl in mir so eiskalt wie das Wetter draussen. Das schaffen wir niemals! Was für eine sinnlose Idee!
Die digitale Dimension gibt mir auch noch zu denken. Was braucht es wirklich? Und wie funktionieren all diese schönen Gadgets, die wir da mit uns auf die Reise nehmen, GoPro, Kamera, Tablet, GPS und so weiter. Videoschneiden auf dem Tablet? Ich kann nicht behaupten, da den ultimativen Durchblick zu haben. Und welche Apps brauchen wir? Darüber muss ich mir auch noch Gedanken machen.
Gegen Ende letzter Woche wurde es wieder frühlingshaft, in der Sonne liess es sich gut in kurzen Ärmeln aushalten und meine Füsse durften sich über die ersten Grashalm-Kitzeleien freuen. Wie durch ein Wunder stieg mit der Temperaturskala auch mein Stimmungsbarometer. Am Gründonnerstag war es auf dem Höhepunkt. Ich hätte Bäume ausreissen mögen. Turn on the Show! Sofort losfahren? Kein Problem! Übrigens, während meine Gefühle so wechselhaft wie das Aprilwetter sind und ich im Stundentakt zwischen Angriff und Rückzug hin- und herschwanke, scheint unser nahender Aufbruch meinen lieben Sohn Wendelin völlig kalt zu lassen. Null Nervosität. Wieso auch immer das so ist, vielleicht sollte ich mir ein Beispiel an ihm nehmen.