Auf der Route 99

Wir überqueren den Polarkreis.

Wir verlassen die Norrsken Lodge und verabschieden uns vom Team. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich diesen Ort wiedersehen werde. Danke Norrsken, für die herzliche und familiäre Atmosphäre, die Unterstützung, das Gefühl zu Hause zu sein!
Wir begeben uns auf die Route 99 und nehmen den Horizont vor den Lenker. In der „schönsten Raststätte Schwedens“ in Niskanpää machen wir Kaffepause. Wir versuchen Omar, der hier den Kaffee ausschenkt, zu erklären wo sich die Schweiz befindet. Omar ist ein irakischer Flüchtling und seit vier Jahren hier. Fast alle seine Freunde sind in Berlin oder Paris, hier ist er weit und breit der einzige, der arabisch spricht. Meine Freunde reden nur arabisch, sagt er, die können immer noch nicht Deutsch oder Französisch. Omar redet fliessend schwedisch, zumindest für meine anspruchslosen Ohren. Er sagt, er ist glücklich hier. Margarete, eine ältere Dame, kommt herein. Sie betreut Omar, die beiden verstehen sich wunderbar. Ich grabe in meinem Hinterkopf nach schwedischen Wörtern und wir plaudern ein bisschen. Es macht richtig Spass.
Schon wenige Kilometer später ist es soweit: wir überqueren den Polarkreis! Eine Skulptur markiert diesen wichtigen Ort, sie erinnert entfernt an den Globus vom Nordkap. Der Polarkreis ist der südlichste Grad, an dem an Midsommar die Sonne durchgehend zu sehen ist. Was ich nicht gewusst habe, ist, dass er sich ändert. Er mäandert innerhalb ungefähr 19 Jahren in einem Rahmen von 570m, und zusätzlich innert 40.000 Jahren um 180 Kilometer nach Norden und Süden. Der Grund ist der sich ändernde Neigungswinkel der Erdachse, der in Abhängigkeit von Sonne, Mond und Planeten leicht variiert.
Am Abend finden wir einen Rastplatz, zünden ein Feuer an und machen es uns gemütlich. Erst jetzt beginnt es zur regnen, zum Glück haben wir einen Unterstand. Die nächsten zwei Tage ist Regen vorhergesagt. Der schwedische Fischer, der sich kurz zu uns gesellt, schimpft über das nasse und kalte Wetter. Letztes Jahr war es viel wärmer und sommerlicher. Ist doch immer so.