Nach einem wunderbaren Frühstück zusammen mit Judith und Anders packen wir unsere Sachen. Auf der Wiese tanzen die Ameisenjungfern Ballett. Sie müssen alle in der Nacht geschlüpft sein, es sind hunderte, wenn nicht tausende. Wir hüpfen noch schnell in den See und verabschieden uns. Es bleibt hügelig, aber es ist als ob Sundsvall uns magisch anzöge. Sundsvall markiert nicht nur die geografische Mitte Schwedens, es liegt auch noch am Bottnischen Meeresbusen. Wenn wir es erreichen, haben wir Schweden von der West- bis zur Ostküste durchquert. Zwei Meilensteine.
Schliesslich sitzen wir am Meer. Der Ort ist ziemlich unspektakulär, ein Parkplatz mit wenigen Bänken, es liegen ein paar leere Bierdosen herum. Trotzdem fühlt es sich gut an, wir schauen den Möwen zu und atmen die Meeresluft ein. Ich bin stolz, dass wir es bis hierhin geschafft haben.
Es geht noch 20km weiter, vorbei an der grossen Zellulosefabrik. Vor der Fabrik lagert ein ganzer Wald, es riecht nach einer Mischung aus nassem Holz und überreifem Käse. Der Geruch verfolgt uns bis nach Timrå und weiter bis zum Campingplatz. Der Mann an der Rezeption sagt, die Fabrik produziere 1.1 Millionen Tonnen Zellulose im Jahr, vor allem für Klopapier, Taschentücher und Ähnliches. Lustige Vorstellung, dass sich unsere Freunde zu Hause vielleicht mit dem Klopapier aus der hiesigen Fabrik den Hintern putzen.
Ich geniesse den Abend mit Jörg aus Bern bei einem Bier, er ist unser Zeltnachbar und seit mehreren Wochen mit dem Motorrad in Skandinavien unterwegs. Wir sprechen über den Tunnel, der zum Nordkap führt. Es ist ein 7 oder 8 km langer Tunnel, der 200m unter dem Meer hindurchführt. Jörg meint, mit dem Fahrrad sei er nicht ganz ohne. Er ist nicht der erste, von dem ich das höre. Mir wurden schon wahre Schauergeschichten aufgetischt, von Luftmangel, schlechtem Untergrund und lebensgefährlichem Verkehr. Ich wische die Bedenken beiseite, noch sind wir nicht da, und wenn es soweit ist, werden wir schon eine Lösung finden.