Mystische Wälder

...oder warum müssen Pannen immer beim schlechten Wetter passieren?

Gott sei Dank ist das Zelt dicht, sagt Wendelin am Morgen. Es regnet wie unter der Dusche, das Trommeln auf dem Zeltdach variiert, je nachdem kann man noch einzelne Tropfen unterscheiden oder das Geräusch wird einem gleichmässigen Rauschen, wenn der nächste Schwall uns trifft. Ja, pflichte ich innerlich bei, Gott sei Dank ist es dicht. Leider trifft das nicht auf die Liegematte zu, meine Seite der Doppelmatte hat in der Nach Luft verloren. Mann, das gibt’s doch nicht, die Matte war nagelneu! Ich wische den Ärger weg. Es hilft nichts, wir müssen raus. Als wir losfahren hat der Regen etwas nachgelassen, während dem Fahren stört er mich ehrlich gesagt gar nicht mehr so. Man gewöhnt sich an Vieles.
Am späteren Nachmittag verliert mein Anhänger wieder das Rad. Mitten auf einer Brückenauffahrt schrammt die Achse plötzlich am Boden entlang, das Rad rollt auf die Strasse und bleibt dort liegen. Das kann doch nicht war sein! Da diesmal keine Russen zur Hand sind, muss ich selber Hand anlegen. Das Schutzblech ist gebrochen und die Halterung verbogen, das Kugellager ist wieder draussen. Nach 15min ist alles soweit in Ordnung, dass wir weiterfahren können.
Die Landschaft überrascht uns ein weiteres Mal: wir fahren durch einsame Wälder, am Boden wachsen Heidelbeeren und Moos, viele Birken und Föhren stehen am Strassenrand. Innert 15min Fahrt begegnen wir keiner Menschenseele, dafür laufen uns Hasen und Rehe über den Weg. Wildschweine soll es hier auch geben, wie wir einem Schild entnehmen. Das Ganze fühlt sich an wie ein Vorgeschmack auf Schweden. Derart einsame Wälder hätte ich hier nicht erwartet. In dem Regenwetter bekommen sie einen mystischen Touch, würde mich nicht wundern wenn den Waldläufer Will aus Wendelins Fantasy-Roman aus dem nächsten Gebüsch springen würde. Wir sind am Rand der Lüneburger Heide angekommen, klärt uns wenig später Barbara auf, bei welcher wir heute Nacht unterkriechen dürfen.