Lachsfischen

Warum mach ich das nur?

Wir warten immer noch auf unseren ersten Elch. Die Landschaft könnte nicht passender sein, immer wieder wird der Wald von Sumpfgebieten und Feuchtwiesen unterbrochen. Es kostet nicht viel Mühe, sich die Elche hier hinein zu phantasieren, aber dann war es doch wieder nur die Wurzel eines umgestürzten Baumes gewesen. Manchmal sehen wir Reiher oder Schnepfen und auch zahlreiche andere Vogelarten, von denen ich nicht den Namen kenne.
Am Nachmittag erreichen wir den Byske Älven und checken am Campingplatz ein. Der Byske Älven ist ein bekannter Lachsfluss, hierher zieht es viele Fliegenfischer auf der Jagd nach der begehrten Trophäe. Sogar die Stugas sind mit Schildern in Fischform angeschrieben. Wir geniessen unsere frühe Ankunft und sehen uns ein wenig um. Unterhalb des Camping stürzt der Byske Älven in einem mächtigen Wasserfall nach unten. Rechts und links wurden sogenannte Lachsleitern errichtet, über welche die Fische das Hindernis Schritt für Schritt überwinden können, um zu ihren Laichplätzen zu gelangen. In einer dieser Lachsleitern befindet sich ein Observatorium. Hier kann man durch grosse Glasfenster in die Leiter blicken und den Fischen bei ihrem Aufstieg zusehen. Ich blicke gespannt in das grünliche Wasser, aber ausser tausenden Luftbläschen sehe ich leider nichts. Schliesslich gebe ich auf.
There are not many fish this year, bestätigt ein Fischer aus Südschweden, der hier mit seinen beiden Brüdern und seinem Vater zum Fischen hergekommen ist. Er zuckt die Schultern - but that‘s part of the game, isn‘t it? In sechs Tagen haben sie zu viert einen einzigen Lachs gefangen. It‘s not easy to catch a salmon, berichtet er, when I began it took me five years to catch my first fish. Fünf Jahre für den ersten Fisch?! Puh, da muss er viel Zeit mit Warten verbracht haben. Vielleicht hat er davon seinen langen Bart. Er reicht ihm mindestens bis zur Mitte seines Brustbeines. Sein Bruder ist glattrasiert. Er hat wohl erst mit dem Fischen begonnen.
Sometimes I ask myself why I‘m doing this, schliesst er und grinst. I know that feeling, antworte ich ihm und grinse zurück.
Am Abend sitzen wir zusammen mit einigen Norwegern vor dem Fernseher und sehen den Norwegerinnen bei ihrem WM-Spiel gegen England zu. Von den Sofaplätzen um mich herum kommen in regelmässigen Abständen gequälte Seufzer. Beim 2:0 für England verlassen die meisten das Zimmer. Wir halten aus bis zum 3:0 und gehen danach zu Bett.