Kalte Dusche

Aufbruch mit Hindernissen.

Es regnet. Wir schütteln das Zelt das die Tropfen in alle Richtungen davonfliegen, dann rein mit dem nassen Lappen in den Packsack. Die Russen sitzen frierend in einer Ecke bei ihrem Frühstück. Wir tauschen gute Wünsche aus und schwingen uns in den Sattel. Ich habe kaum 10 Meter zurückgelegt, da bleibt mein Fahrrad mit einem Ruck stehen. Ich drehe mich um und sehe gerade noch, wie das Rad von meinem Anhänger davonrollt und in die Wiese fällt. Bitte nicht! Ich steige ab und sehe mir die Bescherung an. Das Rad kann man eigentlich abnehmen, ich versuche es also einfach wieder dranzustecken, doch irgendetwas stimmt da nicht. Ich halte das Kugellager in den Händen. Das sollte doch an der Nabe sein. Aber auf welcher Seite? Es dauert keine halbe Minute und unsere Russen sind zur Stelle und zücken ihre Multitools. Auf Russisch diskutieren sie, drehen das Rad, probieren aus. Eine Viertelstunde später ist das Rad repariert und wir können abfahren. Ich klopfe auf Holz, wird schon schiefgehen, ich hoffe die haben gewusst was sie tun. Auf jeden Fall ist das Rad dran. Wir klatschen ab, bedanken uns bei Dimitri und seinen Kollegen, nochmals Glückwünsche und los geht‘s.
Wegen dem schlechten Wetter haben wir uns heute nur eine kurze Strecke vorgenommen. Wenige Kilometer vor Gmünden, wo wir den Rhein wieder verlassen werden, gibt es wieder ein Mitglied von warmshowers, das uns für eine Nacht beherbergt. Grund genug, heute nicht weiter zu fahren. Jennifer ist eine aussergewöhnliche Frau, sie lebt mit ihrer zweijährigen Tochter, 3 Hunden und einer Katze in einem Haus, das sie selber renoviert. Der Garten ist ein kleines Paradies, Jennifer baut hier einen grossen Teil dessen, was sie zum leben brauchen, selber an. Den Salat zu den Spaghetti am Abend gehen Jennifer und Ophelia noch schnell pflücken, meine Geschmacksnerven jubeln. Lange habe ich nichts mehr so Frisches zwischen den Zähnen gehabt.