Geschichten am Weg

Was die Weser zu erzählen weiss.

Heute ist Geschichtentag. Die erste gibt mir Theo aus Utrecht mit auf den Weg. Er erzählt mir von einem irischen Mönch aus den „early times“, der mit einem Boot aus Leder, Eschenholz und Wollfett bis auf die Färöer, Island und noch weiter kam. Theo will das Boot nachbauen. Und überhaupt hat er noch ganz viele spannende Ideen für seinen Ruhestand. Er ist mit einem befreundeten Ehepaar auf dem europäischen Fernradweg E1 unterwegs, der hier in Höxter den Weser-Radweg kreuzt. Er führt von der französischen Atlantikküste bis nach St. Petersburg.
Schon 10min nach unserem Aufbruch werden wir durch das Schild UNESCO-Welterbe neugierig gemacht. Die Benediktinerabtei Corvey war im 9. und 10. Jahrhundert ein wichtiges kulturelles, geistliches und wirtschaftliches Zentrum. Hier ruhen nicht nur die Reliquien des heiligen Vitus, auf dem Friedhof ist auch Hoffmann von Fallersleben begraben, der deutsche Dichter, der unter anderem viele bekannte Kinderlieder aus unserem Kulturgut verfasst hat, z.B. Kuckkuck ruft‘s aus dem Wald, SummSummSumm oder Alle Vöglein sind schon da. Kindheitserinnerungen werden wach.
Wendelin hat entdeckt, dass man sich bei vorbeiziehenden Radlern, die hier schon deutlich häufiger vorkommen, ganz wunderbar in den Windschatten hängen kann und so kommen wir geschwind vorwärts. Mit Geschichten geht es weiter, wir durchfahren Bodenwerder, die Stadt des Baron Münchhausen, der uns auf seiner Kanonenkugel sitzend empfängt. Und schliesslich treffen wir in Hameln ein. Die Sanitäranlagen am Campingplatz sind so feudal, dass über den Pissoirs sogar Fernsehbildschirme hängen, und so beschliesse ich den Tag pinkelnd mit dem Rattenfänger von Hameln.