Begegnungen

Wir treffen andere zweirädrige Lebensformen.

Wir tauschen ein paar Routentips und Mückenspiralen aus, dann trennen sich unsere Wege. Das Schweizer Paar ist auf einer ungefähr vierwöchigen Fahrradrunde in der Gegend unterwegs. Hinten im Anhänger fährt der Hund mit. Ich bemerke ihn erst kurz, bevor wir uns wieder verabschieden. Die Strasse zwischen Morjärv und Lappträsk soll in schlechtem Zustand sein, angesichts der braungesprenkelten Ausrüstung der beiden eine glaubhafte Aussage. Das bringt unsere Pläne ins Wanken, wir hatten geplant , von Mojärv über diese Route weiterzufahren um uns den Umweg über Kalix zu ersparen. Nachdenklich fahren wir weiter. Die Alternative wäre die Route über Överkalix, was allerdings bedeuten würde, dass wir 35km auf der E10 fahren müssten, einer Hauptverkehrsachse mit viel Verkehr.
Interessanterweise treffen wir mehr Fahrradreisende als früher. Bis Piteå waren wir sozusagen alleine auf weiter Flur. Gestern haben wir schon einen jungen Stockholmer getroffen, der mit seiner Klapperkiste und einem abenteuerlich eierndem Anhänger auf dem Weg nach Finnland war. Oder das tschechische Paar mit dem Rentiergeweih am Lenker und dem Kunstwerk aus vollgestopften Plastiksäcken hinten auf dem Gepäcksträger, die Pfandflaschen aus Containern fischen, um sich die Reise zu finanzieren. Die ältere Deutsche, die wie wir am 1. Mai aufgebrochen ist und in wenigen Wochen ihre Partnerin in Kirkenes trifft. Wen werden wir noch alles treffen? Eines haben bis jetzt alle gemeinsam: es sind Individualisten mit spannenden Zielen und Lebensentwürfen.