In 5 Minuten fahren 24 Autos an uns vorbei. Das bedeutet in 2 Stunden, denn so lange brauchen wir ungefähr für die 35 Kilometer, 576 Autos. Sieben Nationalitäten zählen wir, dass heisst durchschnittlich 82.3 Fahrzeuge pro Nationalität. Was natürlich völliger Quatsch ist. In Wirklichkeit war es natürlich nur ein Franzose, ein Italiener, ein Lette, ein Niederländer, einige Norweger und Finnen und ganz viele Schweden. Und schon sind wir in Överkalix.
Wir haben uns für die E10 entschieden. Von Överkalix geht es in 50 Kilometern über einige Erhebungen ins nächste Flusstal nach Övertorneå. Dieses liegt am Törneälven, einem der grössten Lachsflüsse Europas. Er führt hier entlang der finnischen Grenze. Angeblich ist er der letzte völlig unverbaute Fluss auf dem ganzen Kontinent. Über 100.000 Lachse wandern jedes Jahr zum Laichen den Fluss bergauf.
Die Landschaft und das Licht begeistern mich. Auf dem Weg nach Övertormeå kommen wir durch borealen Nadelwald, der hier schon lichter und schlanker wird als noch vor wenigen Wochen. Kiefern, Lärchen, Fichten, am Boden Heidelbeersträucher, Moose und Flechten, unterbrochen von Auenlandschaften mit Birken und hohem Grasbewuchs. Ein Rentier läuft uns auf der Strasse voraus, als wolle es uns den Weg zeigen, ein Fuchs überquert die Strasse und mustert uns misstrauisch aus dem Gebüsch am Strassenrand. Seine weisse Schwanzspitze leuchtet aus dem grün-braun der Landschaft heraus.
In Övertorneå leuchtet uns eine Schweizer Fahne entgegen. Die Norrsken Lodge (https://www.norrskenlodge.com) ist das Projekt von Max und Yasmine Hensler, die vor zwei Jahren nach Schweden ausgewandert sind (damals in der Fernsehsendung „Auf und Davon“ im Schweizer Fernsehen zu sehen). Wir fühlen uns auf Anhieb zu Hause und stellen unser Zelt auf.